Interview mit Isa Schindler, Gründerin und CEO von 2nd Peak
2nd Peak unterstützt den Bergflohmarkt als Partner und präsentiert zudem am Bergflohmarkt einen Stand mit hochwertiger Ausrüstung aus zweiter Hand. Wir möchten von Isa Schindler mehr erfahren über die noch junge Geschichte von 2nd Peak.
2nd Peak aus Zürich ist der erste Secondhand Outdoorshop der Schweiz. Wie funktioniert das Konzept von 2nd Peak?
Wir machen es so einfach wie möglich: Wer seinen nicht mehr genutzten und gut erhaltenen Teilen ein zweites Leben schenken möchte, bringt oder sendet sie uns und erhält sofort einen Drittel unseres Verkaufspreises ausbezahlt. Unsere Verkaufspreise liegen in der Regel bei 50% vom Neupreis.
Es braucht viel Mut und Durchhaltewillen, eine neue Businessidee zu realisieren. Bist du anfangs auf viele Widerstände und Zweifler/-innen gestossen oder wurde die Idee von Anfang an gut aufgenommen?
Die grösste Zweiflerin war wahrscheinlich ich selber. Ich habe unmittelbar vor Corona gestartet aber der «point of no return» war schon überschritten und so musste ich einfach da durch. Umso glücklicher bin ich, dass es uns heute noch gibt und wir ein schönes Wachstum verzeichnen dürfen. Und es macht extrem Freude, auf wieviel Begeisterung und Wohlwollen die Idee überall stösst.
Einzig der klassische Fachhandel mit den linearen Geschäftsmodellen tut sich noch ein bisschen schwer mit dem neuen Mitbewerber auf dem Markt. Aber auch da merkt man, dass die Fronten sich langsam aufweichen.
Und was waren die grössten Herausforderungen, welche dir auf deinem Weg mit 2nd Peak bisher begegnet sind?
Das war der Moment als ich nach einer Krebsdiagnose und schweren Operation erfahren habe, dass wir aus der Europaallee ausziehen müssen. In «no time» und noch sehr geschwächt musste ich während der Pandemie eine neue Location suchen, renovieren und einrichten. Dieser Moment hat mich mehr Kraft gekostet als jeden Triathlon den ich je gemacht oder jeden Berg, den ich je bestiegen habe.
Der Lockdown war auch sehr hart. Ich vergesse nie, wie ich mutterseelenalleine im geschlossenen Laden sass und dachte, dass ich den grössten Fehler meines Lebens gemacht hatte. Ich hatte ja auch einiges an Eigenmittel in die Firma investiert.
Gibt es eine «typische» Kundschaft von 2nd Peak oder sprichst du bereits ein ganz breites, durchmischtes Publikum an?
Ich habe zwei Zielgruppen: die Verkäufer:Innen und die Käufer:Innen. Die Verkäufer:Innen sind in der Regel einkommensstark, sportlich, haben gute Material- und Bergsportkenntnisse und leisten sich gerne ab und zu etwas Neues. Viele wollen ihren nicht mehr benötigten Sachen vor allem gerne weitergeben, der Erlös ist für sie zweitrangig.
Die Käufer:Innen haben in der Regel einen nachhaltigen Lebensstil oder sind Bergsporteinsteiger mit beschränktem Budget – oder beides. Die Altersgruppe reicht in beiden Zielgruppen von U20 bis Ü60.
Wagen wir einen Blick in die Zukunft: Wohin denkst du, führt die Reise mit 2nd Peak? Was sind deine Ziele und Visionen?
Ich würde mir wünschen, dass es bis in ein paar Jahren drei oder vier 2nd Peaks in der Schweiz gibt. Und nicht nur ich, ich höre das auch ganz oft von unseren Kunden. Wir haben etwas im Köcher, aber dazu kann ich im Moment noch nichts verraten.
Ich bin überzeugt, dass zirkuläre Geschäftsmodelle in naher Zukunft mehr, grösser und wichtiger werden und ich hoffe ganz fest, dass sie endlich auch politisch und wirtschaftlich gestärkt, unterstützt und ernst genommen werden.
An dieser Stelle: ein ganz grosses Dankeschön an mein tolles Team und an unsere wunderbaren und treuen Kunden!
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Liebe Isa, herzlichen Dank für deinen offenen und persönlichen Einblick und für eure Unterstützung des Bergflohmarkts Chur.